Digitale Transformation und Digitalisierung - Herausforderungen für den Mittelstand

| 25 August 2020

Warum digitale Geschäftsmodelle?

Jede Organisation gründet auf einem zu Beginn der Unternehmung erstellten Geschäftsmodell, das sowohl den Zweck der Unternehmung als auch die Planung zur Umsatz- und Gewinnerzielung aufzeigt. Das Geschäftsmodell enthält i.d.R. alle Überlegungen, ausgehend vom Nutzenversprechen über die (potenziellen) Kundensegmente, Lieferanten, Partner und entsprechende Aktivitäten bis hin zu den benötigten Ressourcen und internen Rahmenbedingungen. Eine mögliche Notwendigkeit der Digitalisierung zieht ein Überdenken des bisherigen Geschäftsmodells in Organisationen nach sich.


Im Zuge der derzeitigen sogenannten Vierten Industriellen Revolution vereinen sich die Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte. Hauptsächlich finden wir hier die exponentiell gewachsene Rechen- sowie Speicherleistung und Technologien, softwareseitige Steuermöglichkeiten sowie die technologischen Entwicklungen zur Handhabung komplexer Datenstrukturen.


Die heutigen Kommunikations- und Informationstechnologien ermöglichen die standortunabhängige Nutzung unterschiedlicher Technologien und Daten. Das gibt den Unternehmen eine hohe Flexibilität und Agilität. Eine Vernetzung der internen Unternehmensprozesse, mit allen an den gesamten Leistungsprozessen internen und externen Beteiligten, bietet in Zukunft ein großes Potenzial für weitere Digitale Geschäftsmodelle. Unterstützend wirken hier Business Analytics und Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence, AI)  in Form von programmierten Algorithmen. Diese Methoden und Technologien geben dem Management in den Unternehmen jederzeit die benötigte Transparenz beispielsweise zu Umsatz- und Gewinnentwicklung des Unternehmens. Hierzu kann die Analyse Änderungen im Kaufverhalten der Kunden untersuchen, oder die voraussichtliche Auswirkung der Einführung neuer Produkte, Dienstleistungen oder Services auf Unternehmensprozesse sowie auf die Ertragsentwicklung und Ressourcenanforderung simulieren. Das birgt bisher oft ungeahnte Möglichkeiten zur Unternehmenssteuerung und Sicherung des Wettbewerbsvorteils.


Geschäftsmodelle auf Kundennutzen und Kundenerwartungen ausrichten - Value Proposition


Digitalisierung spielt bereits seit einigen Jahren eine zentrale Rolle für Organisationen, besonders im Hinblick auf deren Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsperspektive. Durch die Globalisierung und die Nutzung der zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten aus Informations- und Kommunikationstechnik sehen sich auch regionale und nationale Organisationen im Wettbewerb mit internationalen Anbietern. Wichtiger Aspekt ist die Verkleinerung von Markteintritts- und Verbreitungsbarrieren. Hieraus ergeben sich bessere Chancen, sich auf globalen, aber auch neuen lokalen Märkten zu positionieren.


Bisher waren die Treiber der Digitalisierung hauptsächlich die mögliche Kostenersparnis durch eine effektivere Prozessgestaltung, Prozessdigitalisierung und -automatisierung, und der daraus resultierenden Senkung von Kosten. In zunehmendem Maße wird Augenmerk auf die Neugestaltung (Innovation) oder Umgestaltung (Transformation) der Geschäftsprozesse gelegt. Hierzu ist es ratsam, das gesamte Geschäftsmodell zu hinterfragen und gegebenenfalls an die veränderten Anforderungen aus dem Markt, und hier besonders in enger Anlehnung an die Kundenerwartungen und Werteversprechen (Value Proposition), zu überprüfen, zu überdenken und bei Bedarf zu ändern.


Beschleunigend wirkt auch hier die Coronakrise, die etablierte Tagesabläufe und die tägliche Arbeit auf den Kopf gestellt hat. Zum Beispiel war Homeoffice für viele Unternehmen und Einrichtungen kein Thema und gehört jetzt zum New Normal. Dafür werden neue Lösungen und Angebote gefordert, die durch herkömmliche Geschäftsprozesse nicht oder nur unzureichend abgebildet werden.


Für eine kurzfristige Reaktion auf Marktänderungen und neue Kundenanforderungen ist eine digitalisierte Umgebung Voraussetzung


Transparente digitale Prozesse, gute Kenntnisse über die eigene aktuelle Geschäftssituation sowie Kunden und Wettbewerber erlauben den Unternehmen eine schnelle Reaktion am Markt und bieten somit einen echten Wettbewerbsvorteil. Es wird allerdings hierfür einiges an technischen und personellen Ressourcen benötigt. Hier sehen sich immer noch ein Großteil der Mittelständler vor großen Hürden. Die aktuelle Situation hat gezeigt, dass diejenigen die Gewinner sind, deren Digitalisierung bereits weit fortgeschritten ist.


Wie eine Studie der Bitkom aus 2018 zeigt, sehen sich immer noch 58% der Organisationen als ‚Nachzügler‘ in der Digitalisierung. Die folgende Grafik verdeutlicht, dass besonders der Mittelstand betroffen ist.



Viele kleinere und mittelständische Unternehmen stehen allerdings gerade in Bezug auf die vielfältigen Möglichkeiten vor der großen Herausforderung, Antworten auf die veränderten Anforderungen zu finden und den Erwartungen der Kunden gerecht zu werden. Zudem ist besonders die IT-Abteilung im Mittelstand seltener mit der entsprechenden Manpower und dem nötigen Fachwissen ausgestattet. Dies kann dazu führen, dass benötigtes Wissen zur Umsetzung wichtiger Projekte fehlt, und /oder aufgrund fehlender Fachkräfte Projekte nicht umgesetzt werden können. Die Gründe hierfür sind vielfältig, dennoch sind Mitarbeiter mit entsprechenden Kompetenzen unabdingbar für das Gelingen einer Digitalen Transformation mit einer Ausrichtung auf nutzenorientierten digitalen Geschäftsmodellen.


Digitalisierung - eine strategische Aufgabe


Digitalisierung bedarf einer guten strategischen Überlegung. Bestehende Geschäftsmodelle komplett zu transformieren ist bei etablierten Unternehmen in den seltensten Fällen möglich, da dieses Geschäftsmodell meist die wirtschaftliche Basis des Unternehmens bildet. Oftmals ergeben sich neue Geschäftsmodelle ergänzend zum Hauptgeschäft. Hierbei bildet die „Digitale Vision“, die mit dem Werte- und Nutzenversprechen des Geschäftsmodells einhergeht, die Zielausrichtung einer digitalen Strategie.


In dieser Phase bedarf es einer kritischen Betrachtung des digitalen Reifegrades eines Unternehmens. Die Betrachtung richtet sich auf die Analyse der IT-Infrastruktur, IT-SecurityBusiness-Software, vorhandene analoge und bereits digitalisierte Prozesse, aber auch auf den digitalen Reifegrad der Mitarbeiter sowie dem Informations- und Daten-Management. In Verbindung mit den Anforderungen aus einem digitalen Geschäftsmodell ergeben sich entsprechende Anforderungen an die notwendigen Veränderungen im Unternehmen. Zudem wird ein Verständnis für die neuen digitalen Prozesse, Strukturen und Kennzahlen für das Controlling benötigt.


Für eine gute Kundenausrichtung ist es unabdingbar, dass eine Organisation sich mit den Marktgegebenheiten, den Trends der Branche und ganz besonders den Anforderungen des Kundensegments, welches mit dem Geschäftsmodell bedient werden soll, intensiv beschäftigt. Hauptziel ist die Abhebung vom Wettbewerb, durch die Erstellung eines Geschäftsmodells, welches nicht so schnell kopiert werden kann und flexibel genug ist, den sich ändernden Anforderungen agil zu begegnen.


Mit den gewonnenen Erkenntnissen geht ein Projektteam in die strategische Planung. Generell finden solche Entscheidungen im oberen Management statt. Ein starkes Statement seitens der Geschäftsleitung zum Projekt und den Teammitgliedern sorgt für die Akzeptanz innerhalb der Organisation, da die Teammitglieder innerhalb der Planung und Umsetzung mit allen Abteilungen in Kontakt treten müssen. Besonders die Umsetzung der Digitalisierungs-Strategie fordert einen engen Schulterschluss des Managements mit dem Projektteam und der IT. Die IT-Abteilung nimmt heute und in Zukunft einen besonderen Stellenwert im Unternehmen ein, da die gesamte digitale Wertschöpfungskette auf einer gut funktionierenden IT-Umgebung aufbaut.


Fazit


Digitale Geschäftsmodelle verändern den Markt. Unternehmen, die verpassen, sich den Spielregeln und technologischen Möglichkeiten anzupassen, verlieren Kunden und früher oder später möglicherweise ihr gesamtes Business.“ Diese Aussage von R. Ematinger aus ‚Von der Industrie 4.0 zum Geschäftsmodell 4.0‘ (Ematinger, 2018), bringt vieles auf den Punkt. Digitalisierung ist somit kein Kann, sondern ein Muss. Im zentralen Blick stehen die Kunden UND die Menschen im eigenen Unternehmen, denn ein Unternehmen transformiert sich nicht auf dem Papier (oder in der Planungs-App), sondern mit seinen Mitarbeitern. Die digitale Strategie folgt einer Vision, die den Kundennutzen und sich damit bietende weitere gewinnbringende Geschäftsmodelle in den Vordergrund rücken und der Belegschaft die Notwendigkeit sich ändernder Anforderungen vermittelt. Sie nimmt die Belegschaft mit auf die Reise der Digitalisierungsprozesse. Eine gut durchdachte Strategie, die regelmäßig kommuniziert, aber auch hinterfragt und gegebenenfalls korrigiert wird, bildet das Fundament, das eine Digitale Transformation erfolgreich macht. Eine Analyse des digitalen Reifegrades des Unternehmens wird mit den Zielen der digitalen Strategie ins Verhältnis gesetzt. Aus dem Gap lassen sich die einzelnen Bausteine für eine Umsetzung ableiten. Besonders für KMU (Klein- und Mittelständische Unternehmen) ist es sinnvoll sich für einige Themenbereiche Unterstützung und Beratung einzuholen. Ein externer Dienstleister sollte jedoch immer die strategischen Ziele des Unternehmens kennen, um partnerschaftlich gemeinsam in erfolgreichen Projekten das „digitale Gap“ zu schließen.


Artikel verfasst von:

Helga Hahn

Certified Expert in Digital Business Management 

Certified Expert in Business Intelligence and Data Management 

Account Manager SMB Major Accounts Konica Minolta Business Solutions Deutschland GmbH



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