Etikettendruck-Experte Wolfgang Ilbertz erklärt die aktuellen Trends in der Branche. Und verrät, welche Innovationen Konica Minolta bei der Labelexpo im September der Öffentlichkeit vorstellen wird – etwa vollautomatisierte, digitale Veredelungen von der Rolle.
Im September findet die Labelexpo Europe 2025 in Barcelona statt. Was erwartest du von der Messe?
Wolfgang Ilbertz: Die Labelexpo ist die richtungsweisende Messe in der Etiketten-Branche und das wichtigste Event, um neue Technologien kennenzulernen. Wobei ich bei der Drucktechnik an sich keine großen Neuerungen erwarte. Dafür sehe ich große Fortschritte beim Thema Automatisierung. Ich glaube, dass uns hier viele neue Lösungen ins Haus stehen. Die sind auch nötig, da die gesamte Branche mit einem Fachkräftemangel konfrontiert ist.
Womit wird Konica Minolta aufwarten?
Wolfgang Ilbertz: Wir werden Erweiterungen unserer Drucksysteme präsentieren, welche eine automatische, kontinuierliche Qualitätsmessung ermöglichen. Das sorgt für eine konstant hohe Qualität in der gesamten Produktionslinie – etwa bei der Farbgenauigkeit, den Tonwerten und vielen weiteren Faktoren. Sehr spannend wird auch unsere Präsentation digitaler Veredelungsmöglichkeiten.
Warum findest du die digitalen Veredelungsmöglichkeiten so spannend?
Wolfgang Ilbertz: Weil 80 Prozent aller Etiketten veredelt sind, aber die Veredelungen meist noch analog produziert werden, etwa mit Siebdruck oder Heißfolienprägungen. Dafür benötigt man gelernte Drucker*innen, die diese Maschinen auch bedienen können, was angesichts des erwähnten Fachkräftemangels immer schwieriger wird. Konica Minolta treibt die Technologie im Digitaldruck auch in dieser Hinsicht voran. Wir sind der einzige Anbieter eines vollständig digitalen, vollautomatisierten Drucksystems, das – mittels Inkjet-Technologie – Veredelungen von der Rolle ermöglicht. Das alles in einem einzigen, einfachen Arbeitsgang. Damit sind sowohl optische als auch haptische Effekte, also zum Beispiel Lackierungen oder Prägungen, digital herstellbar. Und digital bedeutet immer: es funktioniert einfach und auch bei allerkleinsten Auflagen.
„Wir sind der einzige Anbieter eines vollständig digitalen, vollautomatisierten Drucksystems, das – mittels Inkjet-Technologie – Veredelungen von der Rolle ermöglicht. Das alles in einem einzigen, einfachen Arbeitsgang.“
Wolfgang Ilbertz, Business Development Manager bei Konica Minolta
Wie ist generell die Stimmung in der Branche – wird auf der Labelexpo viel gejammert werden?
Wolfgang Ilbertz: Das glaube ich nicht, da die Etikettenproduktion in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. Sie ist ein wachsender Bereich, in dem man noch Geld verdienen kann. Tatsächlich versuchen viele Akzidenzdrucker, an diesem Kuchen mitzunaschen. Der Markt entwickelt sich also positiv, ist aber sehr umkämpft.
Warum wird die Etikettenproduktion wichtiger?
Wolfgang Ilbertz: Wir beobachten einen ausgeprägten Trend von der Massenproduktion in Richtung kleinere Auflagen. Etiketten haben eine Doppelfunktion: Zum einen müssen sie Informationen vermitteln und zum anderen den Wunsch wecken, ein Produkt zu kaufen. Daher sind Veredelungen so wichtig. Die optische und haptische Gestaltung soll die Sinne ansprechen und das Produkt von der Konkurrenz abheben. Mit Personalisierung, Individualisierung, Bezugnahme auf aktuelle Ereignisse soll Aufmerksamkeit geschaffen werden. Daher gibt es immer mehr unterschiedliche sowie technisch immer anspruchsvollere Etiketten.
Konica Minolta hat den Etikettendruckmarkt vor nicht einmal zehn Jahren betreten. Mittlerweile konntet ihr mehrere hundert große Maschinen wie etwa die AccurioLabel 400 im Markt platzieren, dazu kommen noch deutlich mehr kleinere Systeme wie die AccurioLabel 230. Wie war dieser rasche Erfolg möglich?
Wolfgang Ilbertz: Das hat wesentlich damit zu tun, dass wir von Anfang an ein tonerbasiertes Rollendrucksystem angeboten haben. Dadurch können unsere Systeme zahlreiche unterschiedliche Materialien bedrucken, ohne diese vorher speziell behandeln zu müssen. Außerdem wird der Toner von Konica Minolta allen regulatorischen Anforderungen gerecht, er ist lebensmittelecht, deinkbar, seewasserbeständig und nicht zuletzt mineralölfrei – gerade am letzten Punkt sind ja zuletzt einige Mitbewerber verzweifelt. Unsere Systeme sind auch easy-to-use, Beschäftige können relativ schnell angelernt werden, um dann die Maschine eigenständig zu bedienen. Und dies in einer konstanten, hohen Qualität. Alles das bieten wir auf einem vergleichsweise niedrigen Preisniveau an.
Konica Minolta ist der Digitaldruck-Anbieter schlechthin. Wie wird sich die Bedeutung des Digitaldrucks in Zukunft entwickeln?
Wolfgang Ilbertz: Mit Digitaldruck können auch kleine Auflagen wirtschaftlich produziert werden, da keine Druckplatten hergestellt und die Maschinen nicht aufwendig eingerichtet werden müssen. Dieser Vorteil wird angesichts des Trends zur Flexibilisierung und Individualisierung – also zu immer kleineren Auflagen – noch wichtiger. Zugleich werden schrittweise auch bei größeren Auflagen digitale Technologien immer wirtschaftlicher im Vergleich zu analogen. Das eine wird das andere zwar nicht ablösen, aber es wird eine Verschiebung in Richtung Digitaldruck geben. Auch deshalb, weil Digitaldruck umweltfreundlicher, nachhaltiger und energieeffizienter ist. Er verbraucht weniger Material und Energie als analoge Technologien. Wer heute in Digitaldruck investiert, sichert sich für die Zukunft entscheidende Wettbewerbsvorteile.